Samstag, 20. November 2010

Neustart


Nachdem ich nun etwa anderthalb Jahre ohne gelebt habe und sich mein Zustand stetig verschlechterte, die Abstände zwischen den Schüben kürzer und die Dauer der Schübe länger wurden, habe ich mich dazu entschlossen, wieder mit MTX anzufangen. Gestern sollte es soweit sein. 

Schon seit einigen Wochen hatte ich mich gedanklich auf diesen Tag vorbereitet, obwohl ... so wirklich vorbereiten kann man sich darauf wohl nicht. Das wichtigste ist, meine extreme Aversion gegen dieses Medikament los zu werden, doch wie soll das gehen? 
Eine Verhaltenstherapie vor ungefähr 3 Jahren hat nix genutzt. Das Lernen und Anwenden diverser Entspannungstechniken blieb ebenfalls erfolglos. Am Ende war es so schlimm, dass nur die eine Möglichkeit blieb: absetzen. 

Und jetzt will ich wieder anfangen. 

Mit der Zeit und mit jedem neuen Schub redete ich mir ein, dass es doch eigentlich gar nicht sooooo schlimm gewesen war und dass ich meine Einstellung dazu geändert hätte. Na klar ist das ein scheiß Zeug - einerseits, andererseits hat es aber maßgeblich dazu beigetragen, dass ich zehn Jahre lang ein relativ normales Leben führen konnte. Dass das ohne Basismedikament nicht geht, habe ich in den letzten anderthalb Jahren mehr als einmal deutlich zu spüren bekommen. 
Während der letzten drei Monate, der Zeit, in der ich mich entscheiden musste, ob ich eine erneute MTX-Therapie beginnen möchte oder nicht, gab es viele Aufs und Abs und ich war oft hin und her gerissen. 

Letztendlich siegte die Vernunft und ich entschied mich dafür.

Schon als ich das Rezept in den Händen hielt, überkam mich Übelkeit. Vermehrter Speichelfluss und der Geschmack von neongelbem Giftcocktail im Mund ließ mich ahnen, was (wieder) auf mich zukommen würde. Altbekannte Reaktionen auf ein Medikament, das ich noch nicht einmal aus der Apotheke geholt, geschweige denn bereits genommen hatte. Meine Psyche spielte völlig verrückt. In diesem Moment war mir klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Bereits am frühen Nachmittag nahm ich die erste Dosis Vomex A, ein Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen. Das wirkt relativ schnell, macht aber leider auch müde so dass ich mich zuhause erst mal hinlegte und zwei Stunden schlief. Als ich aufwachte, war die Übelkeit komplett weg und sie bleib es auch und zwar exakt bis zu dem Moment, als ich anfing, die erste Spritze vorzubereiten. 

Die nächste Viertelstunde verbrachte ich vor dem Klo kniend und kotzte mir die Seele aus dem Leib. "Na, das läuft ja richtig super!" ...

Eine halbe Stunde später, nachdem die Wirkung der nächsten VomexA einsetzte, versuchte ich, die Vorbereitungen zu beenden. Keine Chance. Mein ganzer Körper rebellierte. Ich gab mein Vorhaben auf und ging ins Bett. 

Nun sitze ich hier und bin extrem frustriert, mache mir Vorwürfe und weiß nicht, wie ich das jemals in den Griff kriegen soll. Und kaum beschäftige ich mich mit dem Thema, schon ist mir wieder speiübel. Es ist, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Kotzen!

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